Judenfriedhof

Judenfriedhof

Judenfriedhof und weitere Mahnmale in Drove

Eine kurze Zusammenfassung von Horst Hechemer

Kaum ein anderes Mahnmal unserer jüngeren Vergangenheit hat eine solche Bedeutung wie der Judenfriedhof der außerhalb des Ortes liegt. In den letzten Jahrzehnten kehrten immer wieder ehemalige jüdische Bewohner nach Drove zurück, um Spuren ihres früheren Lebens aufzusuchen. Selbst Enkelkinder und Urenkel kamen in unsere Region um die Wurzeln ihrer Vorfahren zu ergründen. Da jüdische Gräber nur einmal belegt werden sind Judenfriedhöfe eine wahre Schatzkiste um die Genealogie der Familien zu verfolgen. Es ist vieles geschrieben und dokumentiert worden über die Juden von Drove. Dabei ist das Essay „Die Juden von Drove „ von Heinrich Böll, der 1972 der Nobelpreis für Literatur erhielt, wohl der Bericht der für die meisten Schlagzeilen weltweit sorgte. Aber auch die Bücher des Heimat- und Geschichtsvereins von Drove sind wichtig Zeugen unserer Vergangenheit und Mahnung für die kommenden Generationen.

Die Niederlassung von Juden in Drove ist erstmal 1663. Man kann davon ausgehen, das in dieser Zeit auch der Friedhof angelegt worden ist. Der älteste noch lesbare Grabstein stammt aus dem Jahre 1868. Die letzte Beerdigung fand im Jahre 1941 statt. Vermutlich liegen dort ca. 80-85 Menschen begraben. In des NS-Zeit 1933 – 1945 wurden Schriftplatten und Grabsteine entfernt.

Viele Grabsteine sind auch heute noch gut lesbar, so z.B. der von Robert Dahl. Er war einst Förderer und Vorsitzender des örtlichen Sportvereins Columbia. Sein Name ist in die Annalen es Vereins eingegangen. Andere Inschriften sind in hebräischer Sprache gefasst.

Die früher selbstständige Gemeinde Drove errichtete 1962 einen Gedenkstein auf dem Judenfriedhof. In den vier Feldern der Vorderfront wurden die jüdischen Symbole siebenarmiger Leuchter, (Menora) Palmzweige, Davidstern und die Inschrift “Für die Opfer des Nationalsozialismus“ eingemeißelt. Auf dem Friedhof stehen noch viele alte Grabsteine, aber auch später aufgestellte Erinnerungstafeln.

Der Friedhof wird von der Gemeinde Kreuzau und von Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsverein gepflegt. Seit einigen Jahren erblühen auf dem hinteren Teil des Friedhofes im Frühling Narzissen und Krokusse.

Im Jahre 2013 fand anlässlich des 75. Jahrestags der Reichsprogromnacht eine beeindruckende Gedenkfeier in Drove, mit Abschluss auf dem Judenfriedhof statt. „Erinnern und Wachbleiben“ war die Devise. An mehreren Häusern von Drove wurde Station gemacht und über das unsägliche Leid welches von den Nazis über diese Menschen gebracht wurde, berichtet. Es herrschte unter den rund 100 Besuchern eine gespenstige Ruhe bei den Vorträgen.

Weitere Mahnmale befinden sich im Ort Drove selbst. An der Ecke Drovestrasse – Wewordenstrasse macht eine Bronzetafel darauf aufmerksam was hier ganz in der Nähe einmal stand. Hier stand bis zur Reichsprogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 eine jüdische Synagoge. Diese wurde in der Nacht von Nationalsozialisten in Brand gesteckt. Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereines Karl-Josef Nolden sagte u.a.: Kleine, Große, Mächtige, Arme, Gelehrte und Ungelernte, alle haben sie geschwiegen, wo es ihre Pflicht gewesen wäre, ihre Stimme gegen Unrecht und Unmenschlichkeit zu erheben. Nolden sagte weiter: „Aber wer sich wehrte geriet selbst ins Fadenkreuz der Nazis“.

Die Namen der deportierten jüdischen Bewohner sind am Ehrenmal der Drover Kriegsgefallenen an der Drove Pfarrkirche in Bronzetafeln eingraviert. Die Namen der jüdischen Bewohner im gleichen Buch wie die Namen der Gefallenen aus Drove! Sicherlich auch eine Rarität, die zeigt wie sehr die jüdischen Bewohner als Nachbarn, Freunde und Kameraden in das Dorfleben integriert waren.

Nein, das Unrecht was den Juden angetan wurde ist nicht vergessen, und soll mahnend erhalten bleiben. Weltweit gibt es ähnliche Vorgänge und Völkermorde, nicht zuletzt vor 25 Jahren im damaligen sozialistischen Jugoslawien. Vor 80 Jahren waren es Juden, bald schon könnten es Emigranten anderer ethnischer Minderheiten sein, denen gleiches Unrecht angetan werden könnte.

(2016)